Kokerei Osterfeld

Die Kokerei Osterfeld gehörte ebenso wie die Kokerei Jacobi zum Bergwerksbesitz der Gutehoffnungshütte. Nach dem 2. Weltkrieg befand sie sich unter der Kontrolle der Besatzungsmächte bis zum 28. Mai 1952 die "Bergbau AG Neue Hoffnung" gegründet wurde. Im August 1957 wurde "Neue Hoffnung" Tochtergesellschaft der HOAG und im Jahre 1959 erfolgte die Übertragung des Vermögens der Gesellschaft auf die HOAG. Im Jahre 1968 erwarb die August Thyssen Hütte die Mehrheit an der HOAG. Als am 17. November 1969 die Ruhrkohle AG mit sieben Bergbaugesellschaften gegründet wurde, brachte man die Kokerei Osterfeld mit ein; sie unterstand fortan zusammen mit Kokerei Jacobi, Friedrich Thyssen 4/8 und Prosper der Werksdirektion Kokereien der Bergbau AG Oberhausen.



Die Kokerei Osterfeld befand sich in Oberhausen zwischen der Bottroper und der Vestischen Straße Nähe des Paul-Reusch-Schachtes und der Schächte I/II und wurde 1893 in Betrieb genommen. Im Jahre 1915 betrieb die Kokerei 205 Collin-Verbundkoksöfen, eine Ammoniumsulffat-Gewinnung nach dem direkten Verfahren und eine Benzolfabrik (seit 1913 in Betrieb). Leuchtgasabgabe erfolgte an die Städte Osterfeld und Sterkrade.

In einem Pilotprojekt der Fa. Collin wurde im Jahre 1923 der Betrieb von wassergekühlten Steigrohren erprobt, um die Dickteeransätze in der Vorlage zu reduzieren. Die Steigrohre wurden hierzu mit einem Wassermantel umgeben und gleichzeitig konnte auf diese Weise 120 kg Dampf von 8 atü je Tonne Kokskohle zum Betrieb der Kondensation gewonnen werden. Die eingebauten Kleinkessel erwiesen sich jedoch als zu wartungsintensiv und ihr Betrieb war deshalb wenig ökonomisch. Im Jahre 1925 wurde die Kokerei um weitere 50 Verbundkoksöfen erweitert und die erste Elektrofilter-Teerabscheidung (EGR) im Großversuch durchgeführt, die den Sättigern vorgeschaltet waren. Die Betriebsergebnisse waren mehr als überzeugend aber es sollte noch viele Jahre dauern bis sich die Elektrofilter etablieren konnten. Diese Entwicklung war auf die Trendwende zugunsten des halbdirekten oder indirekten Verfahrens zurückzuführen. Seit 1936 wurde das Rohgas entschwefelt und im Jahre 1938 eine neue Benzolfabrik in Dienst gestellt.

 



Der II. Weltkrieg führte zu fast vollständigen Zerstörung der Kokereianlagen und es waren umfangreiche Investitionen für die Reparatur- und Wiederaufbauarbeiten notwendig um die Kapazität zu erreichen, die für die Hüttenwerke Oberhausen benötigt wurde. Anfang der 50er Jahre waren fünf Batterien (160 Collin-Verbundkoksöfen und 40 Otto-Verbundkoksöfen) mit einem maximalen Kohlendurchsatz von insgesamt 4850 tato in Betrieb.

Auch auf der Kokerei Osterfeld wurde die Effektivität der Nebenproduktengewinnung optimiert. Das Rohgas gelangte zunächst in die Vorlage und wurde in den nachgeschalteten Kühlern so weit abgekühlt, daß sich Teer und Wasser abscheiden und in den Kohlenwertstoffbetrieben von Ammoniak, Rohbenzol und Schwefelwasserstoff befreit. Erwähnenswert sei an dieser Stelle, daß sowohl sich bei den alten Batterien, als auch bei den Großraumöfen der Fa. DIDIER die Gassammelleitung auf der Koksseite befand.

 



Das Ammoniak wurde als schwefelsaures Ammonaik gewonnen, das Rohbenzol auf der Kokerei Jacobi zu verkaufsfähigen Benzolerzeugnissen weiterverarveitet und der Schwefelwasserstoff wurde in der Schwefelsäure-Gewinnungsanlage in Schwefelsäure umgewandelt (im Jahre 1959 in Betrieb genommen). Ebenso wurde die Ruhrgaskompressor- und Hochdruckreinigungsanlage für Ferngas erweitert.

Im Jahre 1969 wurden rund 100m von der alten Collin-Verbundöfen und Otto-Verbundöfen entfernt neue, 7 m hohe Großraumöfen der Fa. DIDIER errichtet. Im Zeitraum von 1970 - 1973 wurden zwei Batterien à 48 Didier-Kellog-Gruppenzug-Regelstrom-Koksöfen errichtet. Als modernste Kokerei seiner Zeit befand sich auf der Koksseite eine Tieflöschanlage und ein Behälterwagen ersetztew den konventionellen Löschwagen. In den kommenden Jahren waren etwa 400 Mitarbeiter auf dieser Betriebstätte beschäftigt, die Kokserzeugung belief sich auf ca. 1.357.000 t und die Gaserzeugung 455 Mill. m³ im Jahr. Abnehmer des Kokereigases waren die Martin- und Walzwerke des Hüttenwerkes, die Ruhrgas AG, die Ruhrchemie AG, die Gutehoffnungshütte Sterkrade AG und über das Ferngasnetz die Konzernwerke in Gelsenkirchen, Düsseldorf und Schwerte sowie die MAN in Mainz-Gustavsburg.

Die Öfen wurden mit Gichtgas unterfeuert, so daß eine Gasverbundwirtschaft im Oberhausener Raum zwischen HOAG-Bergbau, der HOAG-Hütte und der Ruhrchemie AG bestand.

Ende der 70er Jahre fielen zunächst die Roheisen- und Rohstahlanlagen der Hütte Oberhausen der Stahlkrise zum Opfer, später die (1983/84) die Produktionsanlagen für Grobblech, Walzdraht und leichte Profile. Für die Kokereien bedeutete diese Maßnahme, der Hauptabnehmer für Koks fiel fort und die Gasverbundwirtschaft existierte nicht mehr. So mußte letztendlich die Kokerei Osterfeld am 22. März 1988 stillgelegt werden so wie die Kokerei Jacobi vier Jahre zuvor.

Der Abbruch erfolgte trotz Votum des Rheinischen Amtes für Denkmalpflege kurze Zeit später.

 

 

Quellennachweis:
  1. Dr. A. Spilker: "Kokerei und Teerprodukte der Steinkohle", Halle (Saale), 1933
  2. Der Bergbau der Hüttenwerk Oberhausen AG, Oberhausen Rheinland, 1961
  3. Dr. Otto Grosskinsky: "Handbuch des Kokereiwesens", Bd. I und II, Düsseldorf 1958
  4. Baedekers Jahrbuch für den Oberbergamtsbezirk Dortmund, Essen, Jahrgänge 1913/21, 1934


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